Ehemalige Bundesschule des ADGB
Standort Hannes-Meyer-Campus, 16321 Bernau bei Berlin
Erbaut 1928 - 30
Bauherr Handwerkskammer Berlin (Schulgebäude), Brandenburgischer Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (Lehrerhäuser)
Nutzer Handwerkskammer Berlin
Bauzeit 2001 - 07
Bruttogeschossfläche 6.830 m²
Auszeichnungen World Monuments Fund/Knoll Modernism Prize, 2008; BDA-Preis – Architektur in Brandenburg, 2008; Brandenburgischer Architekturpreis, Kategorie „Beispielhafte Lösungen für das Bauen im Bestand“, 2007
Die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Bernau bei Berlin ist nach dem Bauhausgebäude in Dessau das zweite realisierte Schulgebäude des Bauhauses und gilt als Inkunabel der klassischen Moderne in Deutschland. Sie wurde in den Jahren 1928-30 durch den zweiten Bauhaus-Direktor Hannes Meyer und seinen langjährigen Büropartner und Leiter der Bauabteilung Hans Wittwer unter Mitwirkung der Studierenden am Bauhaus errichtet. Ein Großteil der Innenausstattung entstand in den Werkstätten am Dessauer Bauhaus. Seit 1977 ist die Bundesschule einschließlich ihrer Ergänzungsbauten aus den 1950er-Jahren ein eingetragenes Denkmal. 2017 wurde sie als Erweiterung des Bauhauses in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen.
In der DDR wurde die Schule durch den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) genutzt. 1990 musste sie mit Auflösung des FDGB geschlossen werden, Erhalt und Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude waren ungewiss. Als die Handwerkskammer Berlin die Schule im Jahr 2001 als Standort für ein Bildungszentrum mit Internat übernahm, sicherte diese Kontinuität in der Nutzung als Internat den weitgehenden Erhalt des Baudenkmals. Gleichzeitig musste ein zeitgemäßer Schul- und Internatsbetrieb sichergestellt werden.
Die Schule und die angrenzenden Lehrerhäuser, deren Eigentümer der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen ist, wurden 2002-07 in zwei Bauabschnitten denkmalgerecht wiederhergestellt und instandgesetzt. Ein Schwerpunkt der Arbeiten lag auf der Wiedergewinnung des Erscheinungsbildes aus dem Jahr 1930. Während bei gut erhaltener Originalsubstanz konservatorische Maßnahmen genügten, wurden überformte Bauteile wie im Bereich des Schulgebäudes, des Speisesaals oder der Lehrerhäuser freigelegt und Oberflächen erhalten und repariert bzw. restauriert. Zudem konnten nicht mehr vorhandene Bauteile, wie der Glas-Wintergarten an der Cafeteria und Prismensteine für Wand- und Deckenflächen, in Anlehnung an das Original rekonstruiert und den zeitgemäßen Anforderungen des Wärme- und Schallschutzes sowie des Raumklimas weitestgehend angepasst werden. Für andere Bereiche waren Rückbaumaßnahmen zur Wiedergewinnung von Raumfolgen durchgeführt. Zentraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes war zudem die Einbeziehung von Zeitspuren aus der Nutzungsphase in der DDR wie auch das Einbringen notwendiger neuer Zeitschichten, sodass die Brüche in der Geschichte des Baudenkmals deutlich ablesbar sind.
Mit der Wiederherstellung und Instandsetzung des Baudenkmals Bundesschule Bernau ist die ursprüngliche Konzeption der Schule nach dem Entwurf von Meyer und Wittwer wieder sichtbar. Zugleich präsentiert sich das Baudenkmal als ein modernes und funktionales Bildungszentrum, das den Bedürfnissen eines zeitgemäßen Schulbetriebes inklusive der Unterbringung und Verpflegung von 120 Schülern gewachsen ist.